Zweiter Brief von Kunstfreiheit an den Bundesrat und die Rechtskommission
Wir haben nochmals einen Brief an den Bundesrat und die Rechtskommission des Nationalrats geschrieben. In diesem Brief bringen wir nicht nur unserer Enttäuschung über den bisherigen Verlauf der Beratungen zum Ausdruck, sondern machen auch einen konkreten Vorschlag, wie das UHR geändert werden könnte, um wenigstens der weiterbreiteten Praxis des multimedialen Zitates gerecht zu werden. Das wesentliche Stelle des Briefes lautet:
Wie wir im ersten Brief (29.09.2006) vermerkt haben, ist es seit jeher gängige kulturelle Praxis, dass Teile bestehender Werke in neuen Werken verwendet werden. Diese Praxis ist so gängig, dass sie sogar im Urheberrecht bereits berücksichtigt wird, in Form der Zitatschranke (Art.25). In der heutigen Form ist diese Zitatschranke aber ein Artefakt aus dem 19. Jahrhundert, als es nur in Texten möglich war, direkte Zitate zu machen. Längst hat sich die technologische Situation aber dahingehend geändert, dass direkte Zitate in allen Medien gemacht werden – Text, Bild, Ton, Film. Solche „multimedialen“ Zitate sind bereits seit einem Jahrhundert ein fester Bestandteil unserer Kultur. Eine Anerkennung dieser breit etablierten Praxis ist einfach möglich. Die Zitatschranke muss dazu nur inhaltlich ausgedehnt werden.
Konkret bitten wie Sie, Art.25/1 wie folgt zu ergänzen.
Art. 25 Zitate und zitatähnliche Verwendungen
1. Veröffentlichte Werke dürfen zitiert oder in zitatähnlicher Weise verwendet werden, wenn dies zur Erläuterung, zur Veranschaulichung oder als kulturelle Referenz dient und der Umfang des Zitats oder der zitatähnlichen Verwendung durch diesen Zweck gerechtfertigt ist.
Wir sehen keinen Grund, warum diese kleine Änderung nicht möglich sein sollte. Wie bei Texten wird die zitatähnliche Verwendung auch in Werkkategorien weder die moralischen Autoren noch die wirtschaftlichen Nutzungsrechte negativ beeinflussen, sondern nur das Urheberrecht wenigstens in diesem einen Punkt an die Realität des aktuellen Kulturschaffens positiv anpassen.
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