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Im Geiste Warhols – Bilderklau auf hohem Niveau

THIS IS NOT BY ME

Einzelausstellung Cornelia Sollfrank im Kunstverein Hildesheim
Ausstellung: 29. Oktober bis 17. November 2006

Seit fast zehn Jahren bereits experimentiert Cornelia Sollfrank mit Computerprogrammen, die selbstständig aus dem Internet Bilder herunter laden und zu neuen Kunstwerken collagieren. Mit ihren Netzkunstgeneratoren (http://net.art-generator.com) hat sich die in Hamburg und Celle lebende Künstlerin nicht nur einen Namen gemacht als Pionierin der Netzkunst, sondern auch einigen Ärger eingehandelt, denn die Programme benutzen alles, was sie finden können – und dazu gehört oft auch urheberrechtlich geschütztes Material. So hat sich das Experimentieren mit digitalen Medien und deren künstlerischem Potenzial im Laufe der Jahre ausgedehnt auf das Erforschen des Konzeptes „geistiges Eigentum“ (Urheberrecht) und seiner Bedeutung für die Kunst.



Im Zentrum ihres im Kunstverein Hildesheim gezeigten Werkkomplexes steht die exemplarische Auseinandersetzung mit dem us-amerikanischen Pop-Art-Protagonisten Andy Warhol. Warhol, der selbst hauptsächlich aus Medien und der Werbung stammende Bilder zu seiner Kunst machte, betrieb als erster Künstler des 20. Jahrhunderts diese Art der künstlerischen Aneignung (appropriation) und versuchte zusätzlich durch die von seiner Person losgelöste Herstellung der Werke (Siebdruckverfahren, Assistenten) den herkömmlichen Begriff künstlerischer Autorschaft zu unterminieren. Maschinelle und serielle Produktion sowie Automation sind Verfahren, mit denen Warhol sein Leben lang experimentierte. Sollfrank führt diese Experimente mit dem Computer als Werkzeug und dem Internet als unerschöpfliche Quelle von Material fort. Und auch das Motto der Künstlerin A smart artist makes the machine the work erinnert an die Ambitionen ihres Vorgängers durch Automatisierung in der Kunstproduktion sich mehr Freizeit zu verschaffen…

Die ersten Arbeiten zu Warhol entstanden 2004 für eine Ausstellung in Basel. Bei den bearbeiteten Bildern handelte es sich um die bekannten Warhol Flowers, ein Blumenmotiv, das Warhol 1964 selbst aus einem Fotomagazin „geklaut“ hatte, was ihm nachfolgend ein Verfahren wegen Urheberrechtsverletzung einbrachte. Diese Schweizer Ausstellung wurde kurzfristig abgesagt. Grund: die ungeklärte rechtliche Situation der Bilder Sollfranks. Dies nahm die Künstlerin zum Anlass, vier Urheberrechtsanwälte zu ihrem Fall zu befragen. Doch keiner der von ihr befragten Spezialisten vermochte zu klären, wer – aus juristischer Sicht – als Urheber eines neu entstandenen Blumenbildes zu bezeichnen ist und ob das Ausstellen und Verkaufen der Bilder legal ist. Die Video-Interviews wurden als Installation mit dem Titel Legal Perspective Teil der Ausstellung. Parallel dazu betrieb Sollfrank eigene juristische Recherchen und verfasste den Text copyright © 2004, cornelia sollfrank, der versucht, den Urheber/ die Urheberin eines durch das Computerprogramm erstellten Bildes zu ermitteln.

Obwohl die rechtliche Situation noch unsicher ist, sind nun im Kunstverein Hildesheim erstmals großformatige Ausdrucke des bearbeiteten Blumenmotives zu sehen. In einer farblich strukturierten Hängung entfalten die zahlreichen Bilder ihren unwiderstehlichen Charme.

Doch Highlight der Ausstellung und wichtigste neue Arbeit in diesem Werkkomplex ist ein Interview, das Sollfrank mit Andy Warhol im Gespräch zeigt. Die beiden Künstler sprechen über das Blumenmotiv und dessen Geschichte, über Vorstellungen von Autorschaft und Automation, Sollfrank erklärt die Funktionsweise ihrer Computerprogramme und bittet Warhol darum, endlich Klarheit in die Sache zu bringen…

DAUER DER AUSSTELLUNG: 29.10. bis 18.11.06
MI 19.00 bis 20.00 Uhr (Führung), SA 15.00 bis 18.00 Uhr, SO 11.00 bis
18.00 Uhr
sowie für Gruppen nach Vereinbarung

DISKUSSION: WEM GEHÖRT DIE KUNST?
mit Cornelia Sollfrank und dem Hamburger Urheberrechts-Spezialisten
Jens O. Brelle (www.art-lawyer.de): 08.11.06, 20.00 Uhr

Literaturhinweise:
net.art generator, Cornelia Sollfrank, Verlag für Moderne Kunst
Nürnberg, (2004)
New Media Art, Mark Tribe, Reena Jana und Uta Grosenick, TASCHEN Verlag
(2006)

Geschichte der bildenden Kunst, Band 6, Prestel Verlag (2006)

Kunstverein Hildesheim, Am Kehrwieder 2, 31134 Hildesheim
Thomas Kaestle, post@thomas-kaestle.de, tel 0511-54488982, mobil
0175-2903798

Gefördert durch die Stadt Hildesheim, das Land Niedersachsen sowie die
Sparkasse Hildesheim und die Niedersächsischen Sparkassenstiftung.

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